Unsere chinesischen Gastgeber haben ein vorzügliches Frühstück bereitet. Sie stehen wie dienstbare Geister bereit, jeden Wunsch zu erfüllen noch ehe man ihn geäußert hat. Es ist schon fast ein wenig peinlichund man möchte sagen„nunlasst uns doch auchmal in Ruhe frühstücken. Wir können doch schon alleine essen“. Aber das geht freilich nicht und irgendwie ist es ja auch mal schön, sich so verwöhnen zu lassen. Wann hat man denn das zu Hause schonmal so?
Wir verabschieden uns von der Villa
Kunterbunt und ab geht’s in Richtung Wai-O-Tapu-Nationalpark. Es ist ein herrlicher Morgen mit strahlend blauem Himmel und ganz klarer Luft. Die
Farben sind unwahrscheinlich intensiv, wie man das
zu Hause nur selten erleben kann.
Die 1. Etappe sind etwa 50 km und wir müssen uns ranhalten, denn pünktlich um 10:15 Uhr speit der Lady-Knox-Geysir eine 25 Meter hohe Fontaine aus heißem Wasser aus. Das tut er oder sie nur
einmal am Tag und das nur für etwa 5 Minuten. Wir sind wenige Minuten vor dem „Ausbruch“ da und nehmen auf der Tribüne Platz. Wir treffen das junge Paar vom letzten Sonntag und begrüßen uns
herzlich. Der Geysir ist ganz hübsch, aber nicht spektakulär. Dafür ist es aber der 2-stündige Rundgang durch die dampfende, brodelnde, blubbernde, fauchende, stinkende und irgendwie auch
wunderschöne Vulkanlandschaft. Wir befinden uns nämlich über der Bruchzone zweier tektonischer Erdplatten. Die Pazifische Platte schiebst sich mit einer Geschwindigkeit von 4 cm im Jahr unter die
Australische Platte. An der Bruchzone drückt flüssige Lava in Richtung Erdoberfläche und heizt Wasser in den Gesteinsschichten auf, das nun mit hohem Druck und Temperatur nach oben entweicht. Je
nachdem aus welcher Tiefe das Wasser kommt, kann es als Wasserdampf, kochendes oder nur warmes Wasser austreten. Dabei löst das Wasser Mineralien, die dann die Tümpel und Seen in den
unterschiedlichsten Farben erscheinen lassen.
Man bekommt unweigerlich Ehrfurcht vor den zerstörerischen, aber eben auch schöpferischen Kräften unseres Planeten, der man sich hier besonders nahe fühlt. Es ist ein bisschen wie ein Blick in
die Werkstatt der Erschaffung der Welt.
Auf unserem weiteren Weg fahren wir am Lake Taupo, dem größten Binnensee Neuseelands vorbei. Die herrliche Kulisse mit den schneebedeckten Vulkanbergen solllte nicht darüber hinwegtäuschen, dass
es der Kratersee eines vor 26.500 Jahren explodierten Vulkans ist, der bis heute als einer der Supervulkane dieser Erde gilt, vergleichbar mit dem Yellowstone Nationalpark in den USA oder den
Phlegräischen Feldern bei Neapel. Man weiß erst seit kurzem, dass die Explosion der gigantischen Magmakammer unter dem heutigen See der seitdem stärkste Vulkanausbruch mit globalen Auswirkungen
war. In der Folge starben viele Tierarten aus, vermutlich auch der Neandertaler.
Nach weiteren 30 km erreichen wir den Nationalpark Tongariro, dessen Wahrzeichen 3 aktive Vulkane sind, dessen höchster der Mt.
Ruapehu mit 2797 ist. Hatten wir mal den verwegenen Gedanken, einen der Vulkane zu besteigen um mal in echt in einen Vulkankrater zu blicken, ist uns nun klar, dass wir das nicht machen werden.
Die Berge sind zu hoch und schneebedeckt und wohl nur mit einzusprechender Erfahrung und Ausrüstung zu dieser Jahreszeit zu besteigen. Wir fahren nun durch die Gegend von Mordor, einer weiteren
Landschaft von „Herr der Ringe“. Es ist eine gespenstische Aschelandschaft mit spärlicher Vegetation, aber dennoch faszinierend. Vulkanasche bedeckt die weite Ebene zum Teil mehrere Meter hoch.
Unser Ziel, das Städtchen Ohakune erreichen wir gegen 17
Uhr und beziehen Quartier in einem schönen Landhaus. Mit uns sind noch zwei weitere deutsche Ehepaare hier zu Gast. Die Konversation ist also für diesmal gesichert.
Kommentar schreiben