07.11.2018 - Unterwegs nach Whitianga

Der Blick aus dem Fenster verheißt einen wunderschönen Tag. Die Luft ist klar, die Sonne scheint und auf uns warten schon Barth und Therese, unsere beiden wirklich sehr netten Gastgeber mit einem leckeren Frühstück. Zum älteren Ehepaar von gestern kam noch eins aus England dazu. Dafür waren das junge Paar aus Deutschland schon weg. Schade, denn so blieb uns nur die Konversation in Englisch, so gut bzw. so schlecht es eben ging. Am Ende waren wir bei der Politik. Allgemeines Kopfschütteln, denn das republikanische Ehepaar verstand  ihre Trump-Welt nicht mehr und die Engländer hielten den Brexit für einen schweren Fehler. Was sollte ich auf ihre Frage, wie ich denn Angela Merkel finden sagen? Damit hätten wir dann den politischen Frühschoppen auf englisch abgearbeitet.
10.30 Uhr fuhr uns Barth zu AVIS in die Innenstadt. Das Auto war schnell gemietet und wir haben alles unterschrieben, was man uns vorgelegt hat in der Hoffnung, dass in dem vielen Groß- und Kleingedruckten keine bösen Fallen stecken. Mal sehen, ob das gut geht. Jetzt gibts jedenfalls kein zurück mehr. Der erste Versuch geht schon mal daneben, als ich wie gewohnt links einsteige. Der Lenker ist nämlich rechts. Dann also aus der Tiefgarage fahren und immer schön links bleiben. Für eine Weile betätige ich immer noch den Scheibenwischer, weil ja der Blinker nun rechts ist. Zum Glück sind Gas- und Bremspedal richtig, sonst wäre ich wohl gleich wieder ausgestiegen und heulend davongerannt.
Wir kommen auch gut durch den dichten Verkehr der 1,5 Millionen Einwohner zählenden Stadt und ab geht’s auf der Autobahn 1 in Richtung Süden. Unser erstes Etappenziel ist Whitianga, etwa 220 km entfernt. Wir wollen einen Zwischenstopp in Ayrlies Garden in Whitford einlegen. 
Maria hatte einen Bericht über den schönsten Garten Neuseelands im Fernsehen gesehen. Der Besuch ist also ein absolutes Muss.
Nach etwa einer Stunde sind wir schon da und inzwischen nahezu perfekte Linksfahrer. Wenn ich dacht, das schaffe ich nie war ich doch überrascht wie schnell sich so ein Gehirn umstellt und man nach ein paar Stunden ganz normal findet, dass alles verkehrt herum ist. Es gibt freilich Situationen, wo man echt aufpassen muss, z.B. Kreisverkehr oder in unübersichtlichen Situationen. Aber es geht besser als befürchtet.

Ayrlies Garden ist wirklich ein Traum. NAME hatte in den 60iger Jahren ein großes Stück Weideland gekauft, mit ihrer Familie ein Haus darauf gebaut und ein paar Jahre später angefangen einen Garten anzulegen. Nach
Garten ist eigentlich irreführend, denn es ist eher ein großer Park in hügeliger Landschaft mit vielen bekannten aber auch exotischen Pflanzen. Alles ist sehr üppig und groß gewachsen mit riesige  Bäumen das man nicht glauben will, dass hier vor 40 Jahren nur Weideland war. Hier könnte der uralte Menschheitstraum vom Paradies als einer gezähmten und wunderbar geordneten und harmonischen Natur auch entstanden sein.
 Die 40 $ Eintritt in den privaten Park sind also absolut gerechtfertigt
Nun liegen noch 180 km vor uns und wir fahren zunächst zurück zum Highway 1, biegen auf den Highway 2 und schließlich auf Highway 25 in Richtung Osten ab. Die Straßen sind gut, unseren Bundesstraßen vergleichbar und führen uns uns durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Hügeliges Weideland geht in eine Art voralpine Landschaft über und wir bald darauf gehts  kurvenreich durch wild zerklüftetes Bergland. Verrückte ist die üppige Vegetation, Wälder mit meterhohen Baumfarnen, Eukalyptus, Palmen, Kiefern, Kauri-Bäumen und vielem mehr. Dann nähern wir uns wieder der Küste und sind bald darauf am Ziel. Unser Navi streikt allerdings, als wir die Nr. 392 als Adresse eingeben. Aber mehr als diese „Briefkasten-Firma“ gibts hier nicht. Schließlich kommen wir am Briefkasten 392 an, fahren über einen Gitterrost in die Wildnis. Kurz darauf stehen wir vor einem gut versteckt liegenden großen Landhaus. Wir sind am Ziel. Unser Quartier ist das frühere Wohnhaus des älteren Ehepaares. Wir haben viel Platz für uns allein in. Der Gastgeber ist ein passionierter Hobby-Astronom, der sich eine eigene Sternwarte gebaut hat. Leider ist es etwas bewölkt, sodass wir heute keine Sondervorführung mehr bekommen.

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